Russland stellt das Getreideabkommen mit der Ukraine ein: Ein geopolitisches Manöver mit globalen Auswirkungen
Am Montag erklärte der Kreml offiziell, dass Russland den bestehenden Getreide-Deal mit der Ukraine de facto als beendet ansieht. Diese plötzliche Entscheidung hat sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas zu heftigen Diskussionen und Kritik geführt.

Die Ukraine, oft als "Kornkammer Europas" bezeichnet, nutzte dieses Abkommen, um Mais und anderes Getreide sicher über das Schwarze Meer zu exportieren. Jetzt werfen Politiker dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Erpressung vor, da er erklärt hat, dass Russland sich erst wieder an das Abkommen halten werde, wenn alle russischen Forderungen erfüllt seien.
Im Zentrum dieser Forderungen steht der Wunsch Russlands nach Lockerungen im Bereich der eigenen Dünge- und Lebensmittelexporte. Besonders wichtig ist für Russland jedoch die Forderung, die staatliche Landwirtschaftsbank von den westlichen Sanktionen zu befreien, damit sie ihre Geschäfte wieder in vollem Umfang abwickeln kann. Diese Forderungen haben inmitten anhaltender geopolitischer Spannungen für Aufsehen gesorgt und werden von einigen als weitere Eskalation in den Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine gesehen.
Ein interessanter Aspekt dieses Dramas ist der Zusammenhang mit der kürzlichen Zerstörung einer Brücke auf der Krim. Einige haben spekuliert, dass die Zerstörung der Brücke und die Einstellung des Getreidehandels in direktem Zusammenhang stehen könnten. Der Kremlsprecher Dmitri Peskow hat diese Behauptungen jedoch entschieden zurückgewiesen, indem er erklärte, dass es sich um zwei unabhängige Ereignisse handle. Die Zerstörung der Brücke wurde durch eine mutmaßliche Explosion verursacht, und der ukrainische Geheimdienst spottete darüber mit der Aussage: "Die Brücke hat sich wieder schlafen gelegt."
Das jetzt aufgelöste Getreideabkommen war etwa ein Jahr in Kraft und hat in diesem Zeitraum mehr als 30 Millionen Tonnen Güter ermöglicht. Vor dessen Inkrafttreten mussten sowohl die Türkei als auch die Vereinten Nationen mühsam mit Russland verhandeln, um eine monatelange russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen zu beenden.
Ein wichtiger Hintergrund für dieses Abkommen ist die Tatsache, dass Afrika einer der Hauptabnehmer des ukrainischen Getreides ist. Durch den Krieg und die anschließende Blockade wurde die ohnehin schon schwierige Ernährungssituation auf dem von Nahrungsmittelknappheit geplagten Kontinent noch weiter verschärft. Norbert Röttgen, Außenpolitiker der CDU, kritisierte Putin scharf und erklärte, dass er "die hungernden Menschen in Afrika als Geisel nimmt, um vom Westen ein politisches Lösegeld zu erpressen."
Auch die Bundesregierung hat sich inzwischen zum Getreideabkommen geäußert. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann forderte, dass die Auseinandersetzungen "nicht auf dem Rücken der Ärmsten dieses Planeten" ausgetragen werden sollten. Zudem plädierte die Bundesregierung dafür, dass zukünftige Abkommen nicht nur für kurze Zeiträume, sondern für längere Fristen geschlossen werden sollten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Montag, 17 Juli 2023